28.6.07

Kinderlos: Die Kosten und Unwissen sind die Ursachen

Mehr als ein Fünftel der Menschen in Deutschland (22 Prozent) bleibt nach einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unfreiwillig ohne Kinder.

Von den rund 3500 Befragten zwischen 25 und 59 Jahren hatten 70 Prozent Kinder. 30 Prozent waren kinderlos - davon entschieden sich nur 8 Prozent bewusst gegen ein Baby. Der Rest wünschte sich sehnlichst ein Kind - oder hätte früher gern Nachwuchs gehabt.

Bei 12,8 Millionen Frauen und Männern in Deutschland sei der Wunsch nach einem ersten oder einem weiteren Kind bisher nicht in Erfüllung gegangen, errechnete Allensbach. Die Ursachen für unerfüllte Kinderwünsche sind laut der Studie, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, vielschichtig. So gab rund die Hälfte der befragten Kinderlosen an, nicht den richtigen Partner zur Familiengründung gefunden zu haben. Für ein Viertel der Interviewten, die sich aktuell Kinder wünschen, verhinderten berufliche Gründe die Nachwuchs-Planung, bei einem weiteren Viertel waren es finanzielle Gründe. 13 Prozent der jüngeren Befragten gaben an, dass es mit einer Schwangerschaft noch nicht geklappt habe.

Viele Kinderlose über 30 überschätzen in der Umfrage auch das «Zeitfenster» für ein Kind. «Schwanger wird man am besten zwischen 20 und 30 Jahren», sagte die Berliner Ärztin Bettina Pfüller vom Kinderwunsch-Zentrum der Charité. Ab 35 Jahren nehme die Fruchtbarkeit bei Frauen stark ab. Auch der Reproduktionsmedizin mit der Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung seien dann größere Grenzen gesetzt.

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, das unter anderem mit Hilfe der Allensbach-Zahlen eine Studie mit dem Titel «Ungewollt kinderlos» erarbeitete, setzt dagegen große Hoffnung in die künstliche Befruchtung. Rund 10 000 Babys pro Jahr kämen in Deutschland nach einer Reagenzglasbefruchtung zur Welt. Seit der Gesundheitsreform 2004 übernehmen die gesetzlichen Kassen nur noch die Hälfte der Kosten für maximal drei Behandlungen. In den Vorjahren erstatteten sie diese Kosten ganz. Die Quote der deutschen «Retortenbabys» sank nach Angaben des Instituts von 2,6 Prozent im Jahr 2003 auf 1 Prozent im Jahr 2005.

Das Berlin-Institut forderte die Gesundheitspolitik deshalb zum Nachdenken auf, ob nicht an der falschen Stelle gespart werde. Immerhin gaben bei der Allensbach-Umfrage 9 Prozent der kinderlosen Paare an, aus finanziellen Gründen auf eine künstliche Befruchtung zu verzichten.

Via: Kölner Stadtanzeiger

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