17.1.07

Embryonenspende extrem

Eine amerikanische Firma verkauft menschliche Embryonen. Erzeugt werden sie mit dem Material von «qualifizierten» Spendern und Spenderinnen.
Der Fruchtbarkeits-Tourismus boomt. Darüber berichtete die „NZZ am Sonntag“ vom 14. Januar. Es geht um den Kauf von Samen- und Eispenden. Theres Lüthi schreibt: „Wer eine Samenspende benötigt, fährt heute nach Dänemark. Wer hingegen fremde Eizellen sucht, wird am ehesten in Spanien fündig. Und wer gleich beides benötigt, der reist nach San Antonio, Texas. Dort hat vor kurzem die erste menschliche Embryonenbank der Welt ihre Tore geöffnet. Am «Abraham Center of Life» können unfruchtbare Paare, aber auch Singles für 2500 US- Dollar einen Embryo erwerben.“

Die medizinischen Behandlungen hinzugerechnet, belaufen sich die Kosten auf rund 10000 Dollar, schreibt die Firma und zieht einen Vergleich: Ihr Service sei nur halb so teuer wie eine konventionelle Adoption und deutlich günstiger als die gewöhnliche künstliche Befruchtung.
Samen und Eizellen stammen von unter 30-Jährigen. Die Männer müssen über einen Doktortitel verfügen, die Frauen ein College besucht haben. Um sich ein Bild über das mögliche Aussehen ihrer künftigen Kinder machen zu können, erhalten Kunden Fotos, auf denen die Spender und Spenderinnen im Kleinkindesalter zu sehen sind.

Reproduktionsmediziner und Bioethiker reagieren teils entsetzt auf diese neue Form des Kinderhandels. «Das ist die industrielle Kinderproduktion», sagt Christoph Rehmann-Sutter, Präsident der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin. «Das hat mit einer therapeutisch motivierten Anstalt nicht mehr viel zu tun.» Auch der amerikanische Bioethiker Mark A. Rothstein äusserte sich skeptisch: «Wir behandeln Kinder zunehmend wie Waren», sagte er gegenüber der «Washington Post». «Es ist fast, als bestellte man bei Dell einen Computer.»

«Alle Samenbanken sind heute eugenische Samenbanken geworden», schrieb David Plotz in seinem Buch «The Genius Factory». Auch das «Abraham Center of Life» folge letztlich nur diesem Prinzip, meint Robertson. Ei- und Samenzellen werden vorselektioniert, verschmolzen und als Embryo angeboten. Die Embryonen-Bestellung und der Versand werden über das Internet abgewickelt.

Wie sind die ethischen Folgen dieser Praxis? Das „Abraham Center of Life“ brachte im Reagenzglas die Samen eines Mannes X mit den Eizellen einer Studentin Y zusammen. Die Spermien wurden bei einer Samenbank eingekauft. Insgesamt entstanden so 22 Embryonen, die nun zum Verkauf angeboten werden. Ein Kind wurde einer über 40-Jährigen Kalifornierin eingepflanzt, ein zweites einer verheirateten Kanadierin. Die Frauen sind nun im fünften Monat schwanger. Die zwanzig restlichen Embryos teilen sich diese beiden als „Vorrat“ für den Fall, dass sie noch weitere Kinder haben möchten.

Das bedeutet, dass von einer Frau und einem Mann, die sich nicht kennen 22 Kinder im Labor gezeugt wurden. Biologisch sind sie Geschwister. Ihnen wird es verwehrt, als Familie aufwachsen zu dürfen. Sie werden ihre leiblichen Eltern nie kennen lernen, weil sie zum Spielball und zum Business der Fortpflanzungstechnik wurden.

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